Gewaltfreie Kommunikation

Von Eva Ebenhöh | March 13, 2017

Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

In 30 Sekunden:

Die Gewaltfreie Kommunikation ist eine Methode, um die Art, wie wir mit uns und mit anderen umgehen, schöner zu gestalten. Schöner heißt herzlicher, wertschätzender, menschlicher und tiefer. Sie zeigt auf, wie wir uns durch Denk- und Kommunikationsmuster verletzen, und hilft, diese Muster zu verändern.

In 2 Minuten:

In der Gewaltfreie Kommunikation geht es nicht nur um den Austausch von Gedanken und Meinungen, sondern darum zu erkennen und zu spüren, was uns und unserem Gegenüber wirklich wichtig ist. Dadurch dass wir hinter die Äußerungen und Handlungen blicken und uns mit den menschlichen Bedürfnissen verbinden, die zu diesen Handlungen geführt haben, schaffen wir eine wertschätzende Verbindung zwischen uns.

Es gibt Kommunikationsmuster, die dieser wertschätzenden Verbindung entgegenstehen. Auf Schuldzuweisungen und Verurteilungen beispielsweise reagieren die meisten Menschen mit Abwehr. Wenn ich dagegen offen meine Sorgen äußere, erfahre ich oft Unterstützung. Die Gewaltfreie Kommunikation zeigt uns Wege auf, diese Muster zu transformieren. Dies ist zunächst einmal im Umgang mit uns selbst wichtig, denn solange wir uns selbst verurteilen oder mit Schuldgefühlen belasten, spüren wir nicht, worum es uns wirklich geht.

Das Ziel der Gewaltfreien Kommunikation ist es, dass wir uns mit uns selbst wohlfühlen. Wir erreichen das durch eine Verbundenheit mit uns selbst, die uns hilft, gut für uns zu sorgen. Dann können wir auch andere unterstützen, ebenso gut für sich zu sorgen.

In 5 Minuten:

Der zentrale Punkt der Gewaltfreien Kommunikation ist ein Fokuswandel. Im Gegensatz zu der herkömmlichen Kommunikation, geht es nicht darum, wer Recht hat oder wer Schuld hat, sondern darum, wie es uns geht und was wir jetzt in diesem Moment bräuchten, dass es uns besser gehen könnte.

Wir erreichen diesen Fokuswandel, indem wir auf die Bedürfnisse blicken, die hinter einer Aussage oder Handlung liegen. In der Gewaltfreien Kommunikation sind Bedürfnisse unveräußerliche menschliche Grundbedürfnisse, die unantastbar sind. Es geht Sicherheit und Selbstwert, Nahrung, Luft und Liebe und viele solche Dinge mehr. Wenn wir verstanden haben, worum es uns und anderen wirklich geht, also für welche Bedürfnisse wir jeweils mit unseren Handlungen sorgen wollten, dann entsteht eine tiefe Verbindung zwischen uns Menschen. Gleichzeitig ergeben sich völlig neue Lösungsmöglichkeiten in Konflikten, die die Bedürfnisse aller im Blick haben.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Transformation von Kommunikationsmustern, die uns den Blick auf unsere Bedürfnisse verstellen. Auf Schuldzuweisungen und Verurteilungen beispielsweise reagieren die meisten Menschen mit Abwehr. Wenn ich dagegen offen meine Sorgen äußere, erfahre ich oft Unterstützung. Auch das Leugnen von Verantwortung ist ein Kommunikationsmuster, das ungeeignet ist, uns mit dem zu verbinden, was uns wirklich wichtig ist. Die Aussage “Aber ich muss Kinder ins Bett bringen, meine Schwester anrufen, Rauchen, etc. etc.” leugnet, dass ich eine Wahl habe. Ich wähle selbst, die Kinder ins Bett zu bringen, weil mir ihre Gesundheit wichtig ist und ich glaube, dass genügend Schlaf dafür wichtig ist. Oder aber: Ich wähle selbst, die Kinder ins Bett zu bringen, damit ich mich entspannen kann. Sobald mir klar geworden ist, was mir daran so wichtig ist, kann ich die Handlung mit einer anderen Energie tun - oder aber mich entscheiden, sie sein zu lassen, weil ich andere Wege finde, für das Bedürfnis (in diesem Fall Gesundheit oder Entspannung) zu sorgen. Ich kann die Handlung auch authentischer begründen. Ich sage den Kindern nicht mehr: “Jetzt ist halt Zeit, ins Bett zu gehen”, sondern: “Ich mache mir Sorgen, dass ihr morgen in der Schule unausgeschlafen seid.”

Die Gewaltfreie Kommunikation benennt eine Reihe dieser Kommunikationsmuster, so auch bewertende Vergleiche (deine Schwester ist netter als du) und moralische Urteile (wer haut, ist böse). Außerdem hilft uns die Methode der Gewaltfreien Kommunikation, diese Muster umzuwandeln. Der “Trick” ist jedesmal der Fokuswechsel von “Wer ist schuld?” zu “wie geht es mir, wie geht es dir und was bräuchten wir beide gerade?”

In diesem Sinne ist die Gewaltfreie Kommunikation auch und vor allem eine innere Haltung und nicht nur eine Methodik. Sie ist getragen von einer tiefen Wertschätzung für uns selbst und andere Menschen, die wir dadurch erfahren und nähren, dass wir uns auf der Bedürfnisebene miteinander verbinden.

Der Sinn davon, mit unseren Bedürfnissen in Kontakt zu kommen, ist der, dass es uns besser geht, wenn wir uns um unsere Bedürfniserfüllung kümmern. Und die Erfahrung zeigt, dass Menschen, wenn sie selbst gerade nicht in Not sind, sehr gerne andere Menschen bei deren Bedürfniserfüllung unterstützen.

Wie das geht?

Siehe den Artikel: Die 4 Schritte